Eine Panoramaaufnahme des begrünten Dachgartens und Sensomotorikwegs im St. Anna Kinderspital

Dachgarten: Durchatmen über den Dächern

 

Schmetterlinge, Käfer und Wildblumen – bisher entdeckten junge Patient*innen diese bunte Natur möglicherweise in einem der Bilderbücher in den Spielzimmern. Spiel und Ablenkung sind wichtig während der oft langen Tage im Patient*innenzimmer. Seit Kurzem liegt die bunte Natur nur noch einen Ballwurf entfernt. Das St. Anna Kinderspital gestaltete in einem zweijährigen Projekt den Dachgarten neu.

 

Im Jahr 2024 realisierte ein interdisziplinäres Projektteam grundlegende Sanierungsarbeiten. In den vergangenen Monaten folgte die Neugestaltung der Grünflächen. Für die Planung holte sich das Projektteam Unterstützung von externen Expert*innen. Eine Masterandin des Botanik-Instituts der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gestaltete 32 Quadratmeter Grünfläche und die Umgebung nach ökologischen und sozialen Aspekten.

 

Ein Dachgarten für alle

„Uns war in der Planung wichtig, die Bedürfnisse junger Patient*innen, der Eltern und unserer Mitarbeiter*innen zu berücksichtigen“, erklärt Andreas Hartl, Projektleiter und Mitarbeiter des Technischen Dienstes. Für alle sollte ein kleiner grüner Rückzugsort mitten in der Innenstadt entstehen. Nachhaltigkeit zu fördern, sei auch ein maßgebliches Kriterium gewesen. Der Dachgarten setzte im Haus damit eine Reihe von Initiativen für mehr Nachhaltigkeit, wie zuletzt etwa den Ausbau von Fahrradstellplätzen, fort.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Die BOKU hat mit viel Expertise, Rücksicht und Sorgfalt unsere Vorstellungen umgesetzt“, lobt Hartl die Kooperation. Wo einst Unkraut zwischen abgenutzten Bodenplatten spross, fahren Kinder und Jugendliche heute Roller- und Gokart-Rennen auf einem weichen Fallschutzbelag. Eine Pergola spendet Schatten an heißen Tagen. Wucherndes Gestrüpp wich Königskerzen, Wiesenmargeriten und Fingerkraut.

 

Therapieraum im Freien

Bei der Planung berücksichtigte das Projektteam auch die therapeutische Nutzung. Für junge Patient*innen wurde ein Sensomotorikweg errichtet. Balancierstamm, Trittflächen und verschiedene Bodenmaterialien werden künftig für physiotherapeutische Einheiten genutzt. „Chemotherapie verursacht im Regelfall schwere Nebenwirkungen wie unter anderem Polyneuropathien (Missempfindungen und/oder Schmerzen der Nerven an Händen und Füßen, Anm.) und allgemeine Muskelschwäche. Mit gezielter Physiotherapie können wir langfristige Nebenwirkungen lindern oder sogar präventiv wirken“, erklärt Simone Gutdeutsch, Leiterin des Physiotherapieteams.

Therapieeinheiten im Freien planen zu können, eröffne neue Möglichkeiten und biete Abwechslung. „Sehr oft ist das ein Motivator für unsere Patient*innen, doch Bett und Zimmer zu verlassen und somit wieder aktiv zu werden. Wir sind sehr glücklich darüber, was in den letzten zwei Jahren für die Patient*innen geschaffen wurde“, fügt die Physiotherapeutin hinzu.

Bei der Neugestaltung des Dachgartens leistete noch jemand einen entscheidenden Beitrag: Menschen wie Sie. Ohne die Hilfsbereitschaft zahlreicher Spender*innen und Sponsor*innen hätte das Projekt nicht in diesem Umfang realisiert werden können. Gemeinsam mit Ihrer Unterstützung erreichten wir unser Ziel: den Dachgarten in einen ganzheitlichen Erholungs- und Therapieraum für junge Patient*innen, ihre Eltern und Mitarbeiter*innen zu verwandeln.

 

Dieser Beitrag erschien in „Vorrang Menschlichkeit – Das Magazin des Wiener Roten Kreuzes“, Ausgabe 03/2025